Statement zu den Planungen eines Sportparks Beimoor Süd
Am 09. Januar 2025 beschloss der Bildungs-, Kultur- &
Sportausschuss der Stadt Ahrensburg einem Antrag des Kinder- und Jugendbeirats
zur Konzeptentwicklung für den so genannten Sportpark Beimoor Süd zuzustimmen.
Schon in der Vergangenheit gab es Versuche eine große Sportanlage im
Gewerbegebiet am Rand der Stadt zu errichten. Diese Planungen gingen immer mit
der Vorstellung einher die zentral gelegene Sportanlage Stormarnplatz – auf
welcher wir unseren Trainings- & Spielbetrieb austragen – abzuwickeln und für
eine anderweitige Nutzung umzuwidmen. Die uns bekannten, dahingehend konkreteste
Pläne sahen auf dem innerstädtischen Gelände einen Stadtpark mit maximal einer
Randbebauung auf dem Areal, welches der Stadt ursprünglich für eine Nutzung
ausschließlich als Sportanlage von privat gestiftet wurde. Die entsprechende
Urkunde, welche diese zweckgebundene Stiftung ausweist, ist mittlerweile auf
mysteriöse Art aus den Archiven der Stadt verschwunden. Bei älteren
Ahrensburger*innen ist die Stiftung aber weitestgehend bekannt.
Auch wenn aktuelle Äußerungen aus der Politik bzgl. des
Stormarnplatzes im Zusammenhang mit Beimoor Süd von „zusätzlichen“ Sportanlagen
sprechen und der KiJuB mitteilt, dass ihr Antrag keine Auswirkungen auf die
vorhandenen Plätze haben soll, ist ggf. ein Erhalt bei gleichzeitiger hoher
Investition für den Neubau am Ortrand nicht plausibel. Denn wie in der
Vergangenheit regelmäßig in Aussicht gestellt, würde eine Monetarisierung des
„Filetstücks“ im Ortskern die Umsetzung der hochtrabenden Pläne für das Gewerbegebiet
zu großen Teilen finanzieren können und somit mindestens erleichtern, wenn
nicht überhaupt erst möglich machen. Angesichts aktueller anderer Großprojekte
(z.B. Schulzentrum am Heimgarten) sind die Kassen der Stadt Ahrensburg
weitestgehend leer. So leer, dass der Kommune zwischenzeitlich (?) bereits ein
Investitionstopp aus Kiel verordnet wurde. Woher alternativ die Mittel kommen
sollen, welche bereits vor mehr als 10 Jahren auf bis zu 30 Millionen Euro
beziffert wurden und bei den aktuellen Preisen im Baugewerbe deutlich höher
ausfallen sollten, ist zumindest uns nicht ersichtlich. Wie sich Preise dann
noch über eine konkrete Planungs- und Bauphase entwickeln können, haben wir
gerade erst am neu gebauten Kabinenhaus gesehen. Aus ursprünglich 800.000€
wurden am Ende 2,4 Millionen.
Und bei der o.g. Summe sind unseres Wissens nur die reinen Kosten für den
Sportpark inkludiert. Weitere Kosten für den ggf. zwingend notwendigen Ausbau
der Wegesicherheit und eigentlich auch des ÖPNV kämen unweigerlich hinzu.
Nichtsdestotrotz sperren wir uns selbstverständlich nicht gegen den sicherlich notwendigen Ausbau der an mancher Stelle knappen Kapazitäten auf Ahrensburger Sportanlagen. Aber auch bei einem Erhalt der vorhandenen Plätze und Hallen, halten wir den Standort Beimoor Süd für ungeeignet.
Auch wenn Ahrensburg eine vergleichsweise wohlhabende Stadt
sein mag, würde eine Sportanlage am Stadtrand, weit entfernt von den
Wohngebieten vor allem Familien mit geringen Einkommen, ohne Auto, zwei voll
berufstätigen Elternteilen oder einem alleinerziehenden Elternteil die
gesellschaftliche Teilhabe erschweren, in vielen Teilen wären diese Familien
vermutlich sogar gänzlich ausgeschlossen. Davon auszugehen, dass alle Kinder
mit dem Auto von den Eltern gebracht werden könnten ignoriert dabei die
Lebensrealität vieler Ahrensburger*innen.
Eine selbstständige Anfahrt, ob mit Fahrrad, Scooter oder zu Fuß, wie sie am
Stormarnplatz i.d.R. auch bei vielen Grundschulkindern zu sehen ist, ist im
Gewerbegebiet nicht möglich. Egal aus welcher Richtung man das angedachte
Gelände erreichen möchte, es ist immer mindestens eine stark befahrene
Hauptstraße zu queren, auf welcher bedingt durch die zahlreichen
Gewerbebetriebe auch viele LKW fahren. An vielen Stellen sind nur einseitig
Fuß- und Radwege vorhanden, welche sich in einem teilweise erbarmungswürdigen
Zustand befinden. Oft gibt es auch gar keine Radwege.
Hinzu kommt, dass alle Sportler*innen, welche kein Auto zur Verfügung haben auf dem Weg zum geplanten Sportpark egal aus welcher Richtung alternativlos einsame, schlecht beleuchtete und oft schlecht ausgebaute Wege nutzen müssen.
- aus dem Gartenholz: über den Kornkamp und Beimoorweg oder den Ostring ab der Einmündung Am Weinberg
- aus Daheim/Heimgarten: über den Ostring ab der Einmündung am Weinberg oder Bahntrasse und dann Ostring
- aus den zentrumsnahen Wohngebieten und Ahrensburg West: über Bahntrasse und dann Ostring oder Fannyhöh, Auewanderweg und den Ostring
- aus Richtung Manhagener, Hagener Allee, Aalfang und umliegenden Straßen: über Fannyhöh, Auewanderweg und Ostring oder über den Auewanderweg ab Am Aalfang
Für Kinder, Jugendliche und FLINTA* stellt das neben der für alle gefährlichen Verkehrssituation ein weiteres massives Risiko dar. Angesichts der bis weit in den Nachmittag hineinreichenden Ganztagsschule und damit einhergehenden Trainingszeiten auch für die jüngsten i.d.R. erst ab 16:00h, bedeutet das über weite Teile des Jahres mindestens ein Rückweg in kompletter Dunkelheit. Für ältere Jugendliche und Erwachsene ist das abgesehen von wenigen – meist trainings- und spielfreien – Wochen im Sommer ganzjährige Realität.
Die Anreise mit dem ÖPNV ist ebenfalls keine wirkliche Alternative. Unter der Woche fährt zwar bis ca. 23:00 Uhr der Bus der Linie 169 zu den nächstgelegenen Haltestellen „Am Hopfenbach“ und „Jochim-Klindt-Straße“, allerdings nur halbstündig, bzw. ab 20:00h nur stündlich. Am Wochenende fährt der Bus vom Stadtrand in die Innenstadt am Samstag ganztags nur stündlich und letztmalig gegen 17:00 Uhr. Sonntags, dem klassischen Amateur-Fußball-Tag fährt kein Bus.
Da es uns, wie eingangs beschrieben, sehr unrealistisch
erscheint, dass beim Bau eines Sportparks am Ende der Stadt, die zentral
gelegenen Sportplätze langfristig erhalten und gepflegt werden, möchten wir an
dieser Stelle außerdem noch darauf eingehen, was es sozio-kulturell bedeutet,
wenn die Sportvereine aus dem Herzen der Stadt verdrängt werden.
Es ergeben sich durch die zentrale Lage konstante und fruchtbare Synergien. Die
örtliche Infrastruktur am Stormarnplatz mit dem Rathaus, der Bücherhalle, dem
Bruno-Bröker-Haus, dem Peter-Rantzau-Haus, dem Skatepark, der JUKI e.V. im 42
und der Sportvereine sind in dieser Dimension nahezu einzigartig. Die Wege sind
kurz und die Kontakte direkt. Man unterstützt sich gegenseitig, nutzt die
Infrastruktur der jeweils anderen und stellt die eigene bei Bedarf zur
Verfügung. Und vielleicht das Beste an allen diesen Angeboten? Sie sind
unkommerziell, niedrigschwellig und divers. Von jung bis alt und von reich bis
arm können alle am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Vor dem Training ins
Bruno, danach ins 42. Nach dem Stadtbummel kurz beim Training, nach dem
Samstagseinkauf auf dem Markt noch beim Spiel zuschauen. Das ist alles
problemlos möglich. Es kommen Menschen zusammen. Das sollte Ahrensburg dringend
erhalten.
Aber auch wir erkennen, dass die Kapazitäten der
Sportanlagen zumindest an vielen Tagen an ihre Grenzen stoßen, und würden uns
natürlich über einen Ausbau freuen. Allerdings stehen hierbei der Erhalt und
Ausbau vorhandener Anlagen im Fokus.
Wir schlagen deshalb vor die Fußballplätze am Reeshoop mit Flutlicht und
Kunstrasen zu modernisieren. Dies würde die Kapazitäten auf dem Stormarnplatz
massiv entlasten, da aktuell der mit Abstand überwiegende Teil des Trainings-
und Spielbetriebs aufgrund des Zustandes des Rasens und fehlender Beleuchtung
dort stattfinden muss. Im Zusammenhang mit der nach unserem Kenntnisstand
geplanten Dreifeldhalle in unmittelbarer Nähe zu den Fußballplätzen, der
Tennisanlage, des Tanzsaals und dem Vereinsheims des ATSV, sowie dem Schwimmbad
in direkter Nachbarschaft, entstünde dort vermutlich zu einem Bruchteil der
Kosten und vor allem deutlich besser und sicherer erreichbar ein vielleicht
etwas weniger überdimensionierter Sportpark.
Außerdem schlagen wir vor die Plätze am Stormarnplatz kontinuierlich in Stand
zu halten. Zunächst durch die zum Teil bereits beschlossene Sanierung der
Kunstrasenplätze und langfristig mit der Nutzung des gesamten Potenzials der
angrenzenden Flächen. Es gab in der Vergangenheit einen dritten Fußballplatz
und Pläne für eine einseitige, kleine Tribüne, welche den sportlichen Ansprüchen
des durch öffentliche Gelder geförderten Breitensports genügen sollte, sollen
auch schon mal entwickelt worden sein. Unter Einbeziehung der umliegenden
Einrichtungen kann so ein für alle Ahrensburger*innen bereicherndes Areal
weiterentwickelt werden.
Zu guter Letzt sollten sämtliche juristischen Möglichkeiten ausgeschöpft
werden, um die weitestgehend brachliegenden Sportplätze an den Schulen auch am
Nachmittag, am Wochenende und für die Vereine nutzbar zu machen.