Am 17. Mai informierte Björn, Trainer der 1. Männer sein Team darüber, dass er nach fünfeinhalb Jahren als Cheftrainer sein Amt niederlegt. Unabhängig davon wie seine Nachfolger Chris und Arlind seine Arbeit fortsetzen, endet damit eine Ära. Fünfeinhalb Jahre sind für einen Trainer generell ein lange Zeit. Bei einem Verein, der in diesem Jahr erst seinen 10. Geburtstag feiert noch umso mehr.
Einen würdigen Rahmen für so einen Abschied zu findet ist in Zeiten von Kontakbeschränkungen keine einfache Aufgabe. Und letztendlich ist uns allen klar, dass wir das ganz große Fass noch werden aufmachen müssen, wenn wir alle wieder so dürfen, wie wir möchten. Hoffen wir einfach, dass dieser Tag nicht zu lange auf sich warten lässt. Bis dahin lassen wir erstmal ein paar Wegbegleiter zu Wort kommen, die ihre ganz persönliche Botschaft an dich, lieber Effe senden möchten.
“Ich habe Björn 1995 beim Konfirmandenunterricht kennen gelernt. Recht schnell verstanden wir uns sehr gut und unser erster gemeinsamer Nenner war die Liebe zum Fußballspiel. Es entstand eine Freundschaft, die bis heute anhält und immer prägende Momente um das runde Leder beinhaltete. Vor 10 Jahren wurde ich aus glücklicher Fügung der erste sportliche Leiter des neugeborenen und noch sehr sehr kleinen Roten Sterns. Von Anfang an packte mich aber diese einzigartige Konstellation dieses Projekts und war Feuer und Flamme. Da wir noch wachsen mussten, rührte ich sofort im Freundeskreis kräftig die Werbetrommel. Björn war einer der ersten, die mit an Board gingen. Aufgrund seines empathischen Wesens, seiner sozialen Intelligenz, einer natürlichen Autorität gepaart mit hoher fußballerischer Sachkenntnis wurde er sofort auf und neben dem Platz ein Leader in unserem Konstrukt. Soweit ich mich erinnern kann, gewann er jede Kapitänswahl an der er teilnahm mit großem Abstand. Irgendwann kam der Zeitpunkt an dem ich gespürt habe, daß das Ende meiner Trainertätigkeit gekommen war. Den größten Bauchschmerz bei dieser Entscheidung verursachte mir die Frage meiner Nachfolge als Übungsleiter. Hoffte ich doch von Anfang an, daß Björn mein Amt übernehmen würde, damit das noch etwas fragile Gebilde der Herrenmanschaft des Roten Sterns bestmöglich weiter geführt werden würde. Und so kam es auch. Letztendlich hat sich mein Rücktritt wohl als beste Entscheidung meiner Trainerlaufbahn herausgestellt und es fand eine Qualitätssteigerung auf dem Trainerposten statt. Björn hat dieses Amt von Anfang an mit großer Leidenschaft ausgefüllt. Neben seinen auf den Fußball bezogen herausragenden taktischen und analytischen Fähigkeiten ist er vor allem ein sehr sozialer und menschlicher Trainer gewesen. Seine größte Errungenschaft war in meinen Augen, daß man als Spieler immer das Gefühl hatte, daß alle annähernd gleich behandelt wurden, was im Prinzip unmöglich ist. Er hatte auch immer ein offenes Ohr und war sehr diskussionsfreudig. Ich weiß noch, als Björn mich nach einer dreiwöchigen Verletzung im nächsten Spiel erstmal auf die Bank setzen wollte. Ich habe ihn, glaube ich, dreimal angerufen und auf ihn eingeschimpft wie ein Rohrspatz. Ich hätte an seiner Stelle wohl aufgelegt, doch er hatte sich alles angehört und rückte dennoch nicht von seiner Entscheidung ab. Im Gesamtpaket kann man unumstritten wohl sagen, daß unter Björns Leitung der sportlich maximale Erfolg erreicht wurde. So sehr ich auch großes Vertrauen in die Nachfolger Chris und Arlind auf das Traineramt habe, hinterlässt Björn enorm große Fußstapfen, die es auszufüllen gilt. Aber das ist auch gut so. Lieber Björn, im Namen aller, ganz vielen Dank für Deine Verdienste an diesem Verein. Ich wünsche Dir und Deiner Familie alles erdenklich Beste für die Zukunft. Ich hoffe wir sehen uns hin- und wieder nochmal bei der Ü32 auf dem Platz, damit ich Dir ein bisschen weh tun kann.” – Gregor
“Da war er also: unser blonder Brasilianer. Noch etwas ungläubig standest du an jenem Abend vorm 42, in deinem Trainingsanzug des TuS Hoisdorf. Die Stutzen über die lange Hose gezogen. Verzweifelt nach den Kabinen suchend, die es damals noch nicht gab. Es wurde sich im Jugendzentrum umgezogen. Wie lange bzw. ob du es überhaupt mit dieser Trümmertruppe und den Begebenheiten aushältst, habe ich mich in diesem Moment gefragt. Wir spielten immerhin nur C-Klasse. Bei 50% aller Spieler traf die Beschreibung „schlechter Fuß“ auf beide zu.
Tja, was soll ich sagen. Die Geschichte ist nun vollendet. Ziemlich lange biste geblieben und hast uns mit vielen Toren beschenkt. Nicht zu vergessen der doppelte Hattrick gegen Zarpen. Selbst ein Jeglinski war sprachlos. Hast später als Trainer doch tatsächlich versucht uns die 4er- und 3er-Kette einzutrichtern. Vor jeder Saison fragtest du uns, wo wir in dieser Spielzeit hinwollen. Am Anfang wurden diejenigen noch belächelt, die mit „Meisterschaft!“ antworteten. Du jedoch hast keine Miene verzogen. Und ehe man sich versah, grüßten wir von der Spitze und stiegen am Ende der Saison doch tatsächlich als Meister auf. Es folgte eine unvergessliche Feier und zur Krönung deiner Laufbahn nun auch noch der Aufstieg in die A-Klasse.
Wenn ich das alles rekapituliere, kann ich gar nicht wirklich fassen, was du alles in dieser doch kurzen Zeit für den Verein geleistet hast. Du hast den RSK quasi in Rekordzeit durchgespielt. Toptorjäger, Publikumsliebling, doppelter Aufstiegstrainer und ich glaube ich spreche da für alle: ein verlässlicher Freund, der immer ein offenes Ohr hat. Manchmal nicht einfach, aber immer ehrlich und direkt. Du hast den Verein geprägt wie kaum ein anderer. Um es mit den Worten meiner Generation zu sagen: Ehrenmann sein Vater.
Ich werde die Schmunzler vermissen, wenn du trotz zeitlupenartiger Bewegungen die Youngbloods im 16er hast alt aussehen lassen. Wenn ich anfangen würde hier sämtliche Erinnerungen niederzuschreiben, die mir bei dir einfallen, würde das den Rahmen sprengen. Das machen wir an sonnigen Nachmittagen am Stormarnplatz bei dem ein oder anderen Kaltgetränk.
Mein Schlusswort richtet sich an deine bessere Hälfte: Leni, danke für alles. Ohne dich würde die 1. Herren nicht dort stehen, wo wir aktuell sind.
Auf euch, auf dich mein Coach, auf den RSK und auf unvergessene Jahre.
Dein Capitano des Herzens” – Navid
“Lieber Björn,
Durch deinen Abschied verlieren wir eine der sportlich prägendesten Personen beim RSK. Sowohl als Spieler und dann als Trainer warst du Sinnbild für die erfolgreiche sportliche Weiterentwicklung der 1. Herren. Zwei Aufstiege in drei Jahren sprechen da eine eindeutige Sprache. Und natürlich der bisher größte sportliche Vereinserfolg, mit dem Aufstieg in die A-Klasse sind zu großen Teilen dein Verdienst. Deik Erfolgsrezept war dabei immer der freundschaftliche Umgang mit deinen Spielern, deine Fähigkeit ruhig, sachlich und diplomatisch Konflikte zu lösen und dein offenes Ohr und Verständnis für sämtliche Probleme und Nöte deiner Spieler. Auch deine persönlichen Ansprachen waren für uns Spieler stets motivierend und haben uns auf die Spiele meist sehr gut vorbereitet. Persönlich muss ich Dir dafür danken, dass du mich schnell ins Team integriert hast und mir auch die ungeliebte Position des Außenverteidigers schmackhaft gemacht hast und mir dein Vertrauen dort geschenkt hast. Das Vertrauen reichte so weit, dass du mich ins Trainerteam mit aufgenommen hast und wir zwei Saisons sehr erfolgreich zusammengearbeitet haben. Letztlich war es sicherlich auch dein Vertrauen und Empfehlung die den Verein dazu bewogen hat Arlind und mich mit dem Trainerposten in der nächsten Saison zu beauftragen. Auch dafür Danke und uns ist bewusst in welch große Fußstapfen wir treten. Für die erste Mannschaft bedeutet dein Weggang einen massiven sportlichen und menschlichen Verlust, den wir wohl erst wirklich im Laufe der Saison spüren werden. Ich hoffe, dass deine Pause nicht allzu lange sein wird und wir dann die Schuhe bei der Alten Herren schnüren können und wieder zusammen auf dem Platz stehen.” – Chris
“Lieber Björn,
nun hast du es also getan. Nach einigen Anläufen und nachdem es dann doch immer wieder nicht der richtige Moment gewesen ist, hängst du die Flipcharts nicht mehr an die Kabinentür, sondern an den Nagel. Ehrlich gesagt hatte ich gehofft, dass der richtige Moment noch ein paar Mal häufiger auf sich warten lässt.
Ich glaube das erste Mal persönlich getroffen haben wir uns irgendwann Mitte der 90er auf dem Sportplatz der Heimgartenschule. Du noch mit einer Dreadlock-Palme auf dem Kopf und einem HSV-Trikot an. Beides mittlerweile nur noch schwer vorstellbar. Dass wir 10 bis 15 Jahre später gemeinsam bei einem Fußballverein in Verantwortung stehen, hätte vermutlich auch niemand für möglich gehalten.
Und auch also du im Winter 2010 nach 20 Jahren bei deinem geliebten TuS Hoisdorf auf dem Stormarnplatz gewechselt bist, war ich nicht sicher, ob du das Chaos und die offensichtlichen fußballerischen Unzulänglichkeiten deines neuen Teams lange erträgst.
Aber du bist es in deiner dich so auszeichnenden Art pragmatisch, offen und engagiert angegangen. Statt mit dem zu hadern was ist, hast sofort angefangen Verantwortung zu übernehmen und hast gesehen was sein könnte. Dabei warst du aber – anders als ich vielleicht manchmal – nie ein Utopist. Ich glaube du hast schnell gesehen, welche Möglichkeiten der RSK auch dir bietet, auch wenn es viel Arbeit und Einsatz erfordert. Aber daran hat es bei dir nie gemangelt.
Nachdem du dich schnell zum Kapitän und zu einer vermutlich erstmal nicht aufholbaren Marke als Rekordtorjäger aufgeschwungen hast, war ich nicht wirklich verwundert, als du, nachdem Gregor seinen Rücktritt bekannt gegeben hatte, auch noch das Traineramt übernommen hast. Es war einfach ziemlich logisch. Die ersten Jahre noch als Spielertrainer ändertest du die DNA des Männerteams kontinuierlich. Trotz aller erwartbarer Rückschläge – gerade die erste Halbserie verlief zunächst ergebnistechnisch gar nicht wie gewünscht – hast du es geschafft, dass nie Zweifel an dir aufgekommen sind. Denn trotz aller Konsequenz und Überzeugung von den eigenen Ideen, war Kommunikation und die Bereitschaft dich auch zu erklären immer da. Und deine Ideen waren durchaus anspruchsvoll. Der RSK sollte plötzlich Fußball spielen. Viererkette, Ballbesitz, Kurzpassspiel, Verschieben, Kontrolle. Fast alles, was vorher – durchaus nachvollziehbarerweise – tunlichst vermieden wurde. Aber der Erfolg gibt dir recht. Zwei Aufstiege und einen Meistertitel später gibst du das Zepter nun also weiter. Ich bin vollständig von Chris und Arlind überzeugt, beneide sie aber überhaupt nicht dir auf dem Posten folgen zu müssen.
Genieß die nun frei werdende Zeit, mein Freund. Ich freue mich schon auf die Biere am Spielfeldrand mit dir. Und wie ja schon der ein oder andere hier erwähnt hatte, werden auch wir bestimmt nochmal den ein oder anderen schönen Kick mit den Altherren gemeinsam erleben.”
– Flo